Stefan Ullrich
Tel 040- 317 072 04


HAFEN 5 – eine Hommage an Carl Spitzweg und seinen armen Poeten
Denn unbekannte Orte bergen Unbekanntes in sich. Hier, am Saalehafen, im Zollgebiet, mit seinen Eisenbahnlinien, Brücken, Lagerhäusern, Kontoren, Containern, Staplern, Kränen und Kaimauern, Inmitten des Arbeitsalltags, Uhrwerksähnlich und mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, arbeite ich 2 Wochen lang. Hier wird umgesetzt, verladen, zwischengelagert, geschichtet, verteilt, verplombt, verzollt. Die Menschen fügen sich darin ein, verschwinden fast zwischen den Trailern, Nutzbauten, Spezialschiffen.
Mein Haus sind zwei stark miteinander verwurzelte Pappeln. Sie bilden ein Torfenster. Aus einigen Planen und Seilen wird ein luftiger Zeltraum, eine provisorische Basis, ein Platz zum Arbeiten, ein persönliches Bezugssystem. Es ist nicht einfach sich zu konzentrieren, man muss dem Hafen erst einmal standhalten und alles aufbieten, um sicherer zu werden. Der Lärm und die riesigen Dimensionen fordern viel ab. Tägliche Veränderungen. Eindrücke und Vorstellungen verdichten sich in Skizzen. Für vieles habe ich keinen Namen.
In ruhigeren Phasen, wenn man zu sich kommt und das Hier und Jetzt schaut, bleibt eine spröde Trash-Poesie der verwaisten Reste. Fortgewehtes, Liegengelassenes. Ein urbaner Industrie-Großstadt-Blues mit S-Bahn-Rauschen.


Fotos: Stefan Ullrich, Christiane Bruckmann