Die Elbinsel ist ein Ort der Vielfältigkeit und der Kontraste: Nirgends sonst ist Hamburg so multikulturell; in keinem anderen Stadtteil sind so viele verschiedene Stadt- und Landschaftsräume zu finden. Nach mehreren Jahrzehnten des »Dornröschenschlafs« haben Stadtplaner Wilhelmsburg jüngst wieder entdeckt: als Flächenreserve für die wachsende Stadt.
Startpunkt der HAFENSAFARI 5 ist der S-Bahnhof Wilhelmsburg. Von hier aus geht es mit dem Bus hinüber ins südliche Reiherstieg-Viertel – der Urzelle der modernen Zeiten in Wilhelmsburg. Mit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts wurde die bis dahin bäuerliche Elbinsel schon einmal »entdeckt«: Als Standort für hafennahe Fabriken und Arbeitersiedlungen.

Ab 1889 zogen viele Familien aus Polen, Tschechien, Pommern und Posen in die Nähe des heutigen Bonifatius-Platzes, denn neu gegründete Wollkämmerei am Reiherstieg brauchte dringend Arbeitskräfte. Mit den Zuwanderern kam auch der katholische Glaube auf die calvinistische Insel. 1897 wird die Bonifatiuskirche gebaut, wenig später ein Pfarrhaus und die katholische Schule.

Binnen weniger Jahre zogen andere Industriebetriebe nach: Das feuchte Wiesengelände wurde um mehrere Meter aufgeschüttet, der Veringkanal und neue Straßen entstanden. Innerhalb weniger Jahrzehnte schwoll die Bevölkerung auf Wilhelmsburg um ein Vielfaches an. Doch auch das dörfliche Leben existierte weiter, mit Gartenlokalen, Dampfschiffanlegern und kleinen Häuschen am Reiherstiegdeich.

In die heutige Zeit retten konnten sich neben den Gebäuden am Bonifatiusplatz nur der Wasserturm und eine alte handbetriebene Schleuse, die den Veringkanal mit dem Hamburger Hafen verbindet. Vor allem die Raffinerien der Deutschen Erdölwerke machten das Reiherstiegknie im zweiten Weltkrieg zu einem Hauptangriffsziel der Allierten. Die schwere Sturmflut 1962 schließlich drückte das Gelände stadtplanerisch ins Aus: Ein Deich schneidet das Gelände seither vom Bonifatiusplatz ab.

Heute liegen noch immer große Teile des belasteten Bodens brach, doch schon bald soll das Reiherstiegknie zu neuem Leben erwachen: 2013 startet hier die Internationale Gartenschau, ein neuer Fähranleger ist geplant und der Veringkanal soll zur Heimat zahlreicher Hausboote werden.